Aufruf

Der vollständige Aufruf (20 Seiten) kann hier heruntergeladen und eingesehen werden:

Handlungsaufruf-Klimanotstand-DE (Deutsche Version)

Declaration-urgence-climat-FR  (Französische Version)

Der Handlungsaufruf enthält die folgenden Hauptteile:

  • Die Präambel (unten wiedergegeben), die den Text und seine Tragweite zusammenfasst.
  • Der wissenschaftliche Konsens über den Klimanotstand, die Vorhersagen der Klimaveränderung und ihre Folgen.
  • Die biblische Grundlage für ein entschlossenes Handeln gegen die globale Erwärmung.
  • Möglichkeiten für Einzelpersonen und Kirchen, um aktiv zu werden.
  • Die wichtigsten naturwissenschaftlichen und theologischen Referenzen zu diesem Thema.

Die Wissenschaft ernst nehmen

Wir erkennen den weitreichenden Konsens in der Wissenschaft über die Ursachen und möglichen Folgen der globalen Erwärmung an, insbesondere die folgenden Fakten:

  1. Die gegenwärtige globale Erwärmung ist nicht nur eine Realität, sie ereignet sich auch viel schneller als die natürlichen klimatischen Schwankungen, die in der jüngeren Geschichte beobachtet oder in der Geologie unseres Planeten bewahrt wurden.
  2. Der Gehalt von CO2 in der Atmosphäre, das Treibhausgas mit dem grössten Einfluss auf die globale Erwärmung, war über einen sehr langen Zeitraum von mehreren 100‘000 Jahren zwischen 220 und 300 ppm («parts per million») stabil. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist sie rasant auf 410 ppm per Anfang 2020 angestiegen..
  3. Dieser Anstieg korreliert mit dem Verbrauch fossiler Brennstoffe durch menschliche Aktivitäten, die seit 1850 fast 1,5 Billionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre freigesetzt haben.
  4. Die Klimawissenschaft, die meteorologischen Beobachtungen und die Paläoklimatologie haben unser Verständnis der Funktionsweise des Erdklimas, insbesondere der Auswirkungen von Treibhausgasen, erheblich verbessert. Sie haben die Entwicklung von Klimamodellen ermöglicht, mit denen die zukünftige Entwicklung des Erdklimas zuverlässig vorhergesagt werden kann.
  5. Mit den CO2-Emissionsraten, die aus der fortgesetzten Nutzung fossiler Brennstoffe resultieren, kann die Erwärmung des Erdklimas Werte erreichen, die das Fortbestehen eines grossen Teils der Ökosysteme und damit das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten und auch der Menschheit gefährden.
  6. Die menschlichen Gesellschaften werden durch den Anstieg der Temperaturen, die steigenden Meeresspiegel, die zunehmend wegen Hitze unbewohnbaren Gebiete sowie die immer häufigeren und stärkeren Extremwetterereignisse (Stürme, Hitzewellen, Dürren usw.) stark in Mitleidenschaft gezogen. Diese Ereignisse werden dramatische Auswirkungen auf die für die Menschheit unabdingbaren Ressourcen (landwirtschaftliche Produktion, Wald- und Meeresressourcen usw.) und damit auf ihr Überleben haben.

    Die Bibel ernst nehmen

    Die Grundlage für unser Engagement zur Bekämpfung der globalen Klimaerwärmung sind die biblischen Texte. Folgende Prinzipien entnehmen wir der Bibel:

    1. Gott hat die Erde den Menschen anvertraut, damit sie sich um sie kümmern. Das Klima ist ein Teil davon. Unsere Gottesbeziehung drückt sich daher auch in dieser Verantwortung aus.
    2. Gott offenbart sich in seinen Werken und freut sich über seine Geschöpfe. Unsere Antwort besteht daher auch darin, das zu respektieren, was Gott geschaffen hat. Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung gefährdet viele Gleichgewichte auf der Erde. Wenn wir Gott lieben, müssen wir handeln.
    3. Gottes Liebe zur Schöpfung offenbart sich im Kommen, Leben, Sterben und der Auferstehung Jesu Christi. Er hat nicht nur die Menschen mit Gott versöhnt, sondern das gesamte Universum. In seiner Nachfolge sind auch wir gefordert, nicht nur unsere Nächsten so zu lieben, wie er uns geliebt hat, sondern auch alle Geschöpfe und die ganze Schöpfung. Wir sollten keinen persönlichen und kollektiven Lebensstil wählen, der die Lebensqualität unserer Nachkommen gefährdet.
    4. In den biblischen Texten wird immer wieder das Motiv der Gerechtigkeit aufgenommen. Die globale Erwärmung wird hauptsächlich von den Reichsten verursacht und trifft die Ärmsten. Deshalb sind wir aufgerufen, für mehr Klimagerechtigkeit zu kämpfen.
    5. Wir glauben an einen Gott, der sich entschlossen hat, unter uns, in seiner Schöpfung, zu wohnen, und der uns zur Hoffnung ruft. Wir glauben, dass das Reich Gottes hier in dieser Welt beginnt, dass es kein Reich der Zerstörung ist, sondern der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung. Wir sind als Menschen dazu aufgerufen, mit unserem Leben und Handeln am Reich Gottes mitzubauen.

    Schlussfolgerungen ziehen und handeln

    Deshalb erklären wir :

    1. Diese Klimaprognosen verlangen, dass die Menschheit fossile Energieträger so schnell wie möglich aufgibt, um den Anstieg des CO2 in der Atmosphäre zu stoppen und es anschliessend zu senken.
    2. Dieses Handeln ist aus ethischer Sicht zwingend, weil das Überleben vieler unserer Nachkommen sowie der meisten Tier- und Pflanzenarten auf dem Spiel steht.
    3. Die Kirchen, der Leib Christi auf Erden, tragen eine besondere Verantwortung für die Schöpfung, deren integraler Bestandteil sie sind. Durch die Evangelien werden wir aufgerufen, das Reich Gottes hier auf Erden zu leben, indem wir uns für den Schutz der Erde und aller Geschöpfe einsetzen, und unsere Nächsten – zeitlich wie räumlich – ohne Fatalismus oder Realitätsverdrängung zu lieben.
    4. Die Kirchen haben die Pflicht, sich entschlossen beim Kampf gegen die globale Erwärmung zu engagieren, sowohl in Worten (Bestätigung der Dringlichkeit und der notwendigen Massnahmen) als auch in Taten. Angesichts ihrer globalen Präsenz und ihres Einflusses auf die Gesellschaft kann ihre Rolle von entscheidender Bedeutung sein, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gerechtigkeitsengagement, widerstandsfähiges Wirtschaften, dem Erhalten der Arten und Ökosysteme sowie bezüglich massvoller Lebensstile, die auf Ressourcenteilung basieren.

    Wir ermutigen Kirchen, christliche Gemeinschaften und ihre Mitglieder, auf ihrer Ebene konkret zu handeln, indem sie:

    • Lebensentscheidungen treffen, die zur Reduktion der eigenen CO2-Emissionen beitragen.
    • Die Konsummuster verändern und Waren bevorzugen, die im Einklang mit Mensch und Umwelt sowie auf der Basis erneuerbarer oder rezyklierter Ressourcen produziert werden.
    • Ein Leben führen, das auf mehr Gerechtigkeit für Menschen aus armen Regionen ausgerichtet ist, welche ein besseres Leben anstreben, aber auch die ersten Opfer der globalen Erwärmung sind.
    • Politische Entscheidungen unterstützen, welche die Abkehr von fossilen Energieträgern und den Übergang zu erneuerbaren Energien in ausreichender Menge für alle fördern.